Ähm, Ah und Halleluja: Ein Jahr geistlicher Impuls

Am 19. März 2020 hat Frankfurts Stadtdekan Dr. Johannes zu Eltz zum ersten Mal einen geistlichen Impuls ins Netz gestellt. Mittlerweile erreichen die täglichen fünfminütigen YouTube-Videos Zuschauer weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Zum Einjährigen erzählt der Stadtdekan von kuriosen Erlebnissen und technischen Schwierigkeiten. Seine Kamerafrau bastelt derzeit an einer besonderen Überraschung für die Fans des geistlichen Impulses.

 

 

Jede Nacht um 0 Uhr tut sich was auf der YouTube-Seite der Dompfarrei St. Bartholomäus. Denn dann geht der geistliche Impuls von Stadtdekan Dr. Johannes zu Eltz für den anbrechenden Tag online. Und dieser nächtliche Aufwand lohnt sich. „Wenn ich morgens um sechs aufstehe, haben bereits zahlreiche Menschen das Video angeklickt“, sagt Lori Bemb, Gemeindereferentin der englischsprachigen Gemeinde in Frankfurt. Sie ist ehrenamtliche Kamerafrau, Regisseurin und Produzentin der geistlichen Impulse und weiß: „Für viele ist das mittlerweile ein liebgewonnener Start in den Tag.“

Am Freitag, 19. März, feiert der geistliche Impuls sein Einjähriges. Ein gesamtes Jahr lang, sieben Tage die Woche, an Sonntagen, Feiertagen und selbst im Urlaub, hat Johannes zu Eltz eins seiner charakteristischen, gut fünf Minuten langen Videos aufgenommen. Längst sind die Eingangsworte „Guten Morgen, meine lieben Mitmenschen, herzlich willkommen“ in Fankreisen bekannt. Mal berichtet er aus dem Leben der Heiligen des Tages, liest aus dem Evangelium oder erzählt von anderen Dingen mit Glaubensbezug. Immer ein spannendes Thema zu finden sei gar nicht so schwer, wie man meinen könnte, sagt der Stadtdekan: „Ich lebe mit diesen Texten und Themen ja seit vielen Jahrzehnten.“

Raum für spontane Gedanken

Doch immer, und das macht den geistlichen Impuls so besonders, nimmt er dabei auch Bezug auf Aktuelles. „Darauf lege ich Wert, deshalb filmen wir höchstens zwei Tage im Voraus“, sagt er. Natürlich bereitet er jedes Video vor, doch er lässt sich auch bewusst Raum für spontane Gedanken.

Johannes zu Eltz und Lori Bemb treffen sich täglich zum Filmen und sind mittlerweile ein gut eingespieltes Team. „Unser erstes Video haben wir in der zweiten Hälfte der ersten Lockdown-Woche aufgenommen“, berichtet der Stadtdekan. Damals durften – anders als in der aktuellen Phase – keine öffentlichen Gottesdienste stattfinden. Der Stadtdekan suchte nach einer Möglichkeit, Kontakt zu den Katholikinnen und Katholiken in Frankfurt zu halten, ihnen Trost zu spenden und Hoffnung zu schenken. Und kam auf die Idee, dies per Video zu versuchen. Lori Bemb unterstützte ihn vom ersten Tag an als Kamerafrau.

Die Orgel wurde im Hintergrund gestimmt

Beide erinnern sich noch gut an den allerersten Dreh: „Das war in der Wahlkapelle, und während wir filmten, wurde im Hintergrund die Orgel gestimmt“, erzählt der Stadtdekan schmunzelnd. Damals hätten sie noch kein Mikrofon verwendet, außerdem habe das erste Video viele „Ähms“ und „Ahs“ enthalten. Als dann klar wurde, dass der geistliche Impuls auf offene Ohren stieß und längerfristig laufen würde, schaffte das Duo besseres technisches Equipment an. Gefilmt wird zwar noch immer mit dem Handy, doch das steht heute auf einem Stativ. Der Stadtdekan trägt ein Mikro, außerdem sorgt ein hinter der Kamera positioniertes Ringlicht für die perfekte Ausleuchtung.

Auch beim Vorlauf plant das Team des geistlichen Impulses mittlerweile etwas großzügiger. „Am Anfang haben wir immer einen Tag vorher gefilmt, das hat sich aber als zu kurzfristig herausgestellt“, sagt der Stadtdekan. So habe Katja Bund, Redakteurin der Dompfarrei, oft Nachtschichten einlegen müssen, um alles rechtzeitig hochzuladen. Mit zwei Tagen Vorlauf funktioniere das nun besser, dann hat auch Lori Bemb mehr Zeit, die Videos zu schneiden.

Ein lebendiger Vorgang

Dabei halte sich der Aufwand beim Dreh und beim Schnitt in Grenzen, meint sie. „Wir filmen meistens alles in einem Take in 15 Minuten durch – und lassen auch Dinge drin, die nicht ganz so perfekt sind.“ Und wenn doch mal ein „Ähm“ passiert, gehört das eben dazu, Fehler sind menschlich. Das ist auch dem Stadtdekan wichtig, er will die Videos bewusst nicht glattpoliert haben. „Es ist ein lebendiger Vorgang“, sagt er.

Dass beim Dreh, davor und danach viel gelacht wird, ist spätestens dann klar, wenn man Johannes zu Eltz und Lori Bemb gemeinsam agieren sieht. Nur in Ausnahmen muss der Stadtdekan auch mal alleine vor die Kamera: Im Urlaub nämlich. Dann filmt er seine Videos per Selfie-Stick und schickt sie digital an die Produzentin. Von Südfrankreich oder der Nordsee-Insel sei das dann manchmal schon ein Abenteuer, bis alles übertragen sei, berichtet er. Und freut sich am Ende des Urlaubs wieder auf die gute Zusammenarbeit mit seiner Video-Kollegin: „Alleine mache ich das einfach nicht so gerne wie mit Lori!“

Ein Ende ist nicht in Sicht

Wie lange wollen die beiden noch weitermachen? „Der geistliche Impuls ist etwas, das nicht zurückgezogen werden muss, wenn Präsenz wieder möglich ist“, sagt Johannes zu Eltz. Vielleicht feiert er in neun Jahren also Zehnjähriges? Möglich wäre es.

Seine Fans wird es freuen, denn der geistliche Impuls erreicht mittlerweile Zuschauer weit über Frankfurt hinaus – auch aus Schweden, Österreich und Amerika kommen regelmäßig Klicks. Die meisten Reaktionen seien sehr positiv. Richtig negative Kommentare gebe es kaum, höchstens mal ein Ironischer sei dabei. Besonders gut geklickt wurden übrigens der geistliche Impuls an Fronleichnam 2020 vom Domturm, die Faschingspredigt mit Narrenkappe – und ein Video, das den Stadtdekan mit Schürze in der heimischen Küche zeigt. 

Nun könnte noch ein weiteres Highlight dazukommen: Zur Feier des Einjährigen arbeitet Lori Bemb gerade an einem Zusammenschnitt lustiger Versprecher. Das Video soll pünktlich zum 19. März auf der bekannten YouTube-Seite der Dompfarrei St. Bartholomäus online gehen: https://bit.ly/30ULuj2

 

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Text und Bild: Anne Zegelman / Bistum Limburg

Bildhinweis: Stadtdekan Dr. Johannes zu Eltz und Lori Bemb bei den Dreharbeiten im Kabinett des Dompfarrhauses. Der Whisky auf dem Tisch ist nicht zur Stärkung gedacht, sondern dient als Requisite beim Filmen des Videos zum St. Patrick’s Day.